Smiley- Bewertungssystem! Für die Lebensmittelkontrolle hilfreich oder Last?

Diese Frage stellen sich seit Wochen schon viele Lebensmittelkontrolleure. Was wird es bringen, dieses Bewertungssystem nach dänischem Vorbild? Kann es hilfreich und effizient die Durchsetzung lebensmittelrechtlicher Vorschriften unterstützen oder bindet es Personal- und Zeitressourcen so, dass andere Überwachungsaufgaben nur noch oberflächlich, teilweise oder gar nicht mehr durchgeführt werden können?

Nach Einschätzung der Mitglieder des Landesverbandes der Lebensmittelkontrolleure Mecklenburg- Vorpommer e.V., die sich an der Meinungsumfrage zum Smiley– Bewertungssystem beteiligt haben besteht die Befürchtung, dass letzteres eintritt, dass verschiedene Aufgaben nicht mehr ausreichend oder gar nicht wahr genommen werden können. Schon heute ist die Arbeitsbelastung für Lebensmittelkontrolleure erheblich, die Kontrolldichte nicht zufriedenstellend und es gibt kaum „mehr Luft nach oben“. Und dann noch der Smiley für alle Lebensmittelbetriebe?

Diese Befürchtung und die Skepsis gegenüber dem Smiley sind durchaus berechtigt. Sind doch die Voraussetzungen für die Lebensmittelüberwachung in Dänemark ganz andere als in Deutschland! So kommen (nach Recherchen im Internet) auf einen Lebensmittelkontrolleur in Dänemark durchschnittlich 130 zu kontrollierende Betriebe, in Mecklenburg- Vorpommern sind es im Schnitt 3-mal so viele. (und in den alten Bundesländern gibt es noch extremere Beispiele!)

Wenn es nach den Vorstellungen der für den Verbraucherschutz zuständigen Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren des Bundes und der Länder geht, soll das ganze kostenneutral und nur mit geringem Aufwand für die Behörden durchgeführt werden. Doch in der jetzigen Situation ist es doch schon zwangsläufig: durch die zusätzliche Aufgabe „Smiley“ kann das Netz der Lebensmittelüberwachung an anderer Stelle reißen und dadurch löchrig werden. Und jeder, der an der Basis Lebensmittelhygiene durchsetzt weiß: Ohne Mehrausgaben ist diese Aufgabe nicht zu stemmen. Stellt sich da doch die Frage: Ist das so gewollt? Allein durch die Altersstruktur der Lebensmittelkontrolleure (viele gehen in den nächsten Jahren in Ruhestand), die fehlenden finanziellen Anreize für geeignete Nachwuchskräfte und die klammen Kassen der kreisfreien Städte und Landkreise lassen das Projekt Smiley unter keinem guten Stern stehen.

Das heißt aber nicht, dass die Einführung des Bewertungssystems von den Lebensmittelkontrolleuren kategorisch abgelehnt wird. Nur ein kleiner Teil ist strikt dagegen. Die überwiegende Mehrheit kann sich durchaus eine sichtbare Plakette an der Eingangstür als praktikables Mittel zur Durchsetzung hygienischer Standards vorstellen. Aber: Unter Bedingungen! So setzt die überwiegende Mehrheit auf die freiwillige Teilnahme und nur die Vergabe einer sichtbaren positiven Bewertung. Sicher nicht ohne Grund, denn Pflichtteilnahme und negative Smileys können durchaus erhebliche Konflikte und Agressionen, insbesondere gegenüber den Lebensmittelkontrolleuren auslösen.

Leider konnten von Lebensmittelkontrolleuren (nach derzeitigem Erkenntnisstand) derartige Bedenken oder auch Vorschläge zur „Erarbeitung eines bundeseinheitlichen Modells zur Transparentmachung der Kontrollergebnisse von Lebenmittelunternehmen“ in die eigens dazu einberufene Projektgruppe bisher nicht eingebracht werden. Sehr bedauerlich……, denn die Lebensmittelkontrolleure sind es doch, die die meisten Erfahrungen mit vor Ort- Kontrollen besitzen und letztendlich auch die Smiley- Last stemmen müssen. Bleibt nur zu hoffen, dass bei der Anhörung des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure e.V zum Bewertungssystem Anfang Februar die Bedenken aus Mecklenburg- Vorpommern mit berücksichtigt werden.

nr